Mit dem Zuwachs der Bevölkerung und der Markterhebung in den 1980er Jahren kam vermehrt der Wunsch nach einer eigenen musikalischen Umrahmung bei Veranstaltungen innerhalb der Marktgemeinde Wagna auf. Dass immer fremde Kapellen nach Wagna geholt werden mussten, war für viele nicht länger hinzunehmen. Der für Kultur zuständige Gemeinderat Franz Gritsch wollte diesen Zustand mit der Gründung einer eigenen Musikkapelle in Wagna beenden.
Obwohl die politischen Differenzen zwischen roten und schwarzen Gemeindevertretern in diesen Jahren ziemlich heftig waren, gelang es Gritsch über alle Parteigrenzen hinweg Gemeinderäte und Personen aller Coleur für diese Sache zu gewinnen. In der Hauptsache wurde Karl Strassnigg als Kapellmeister ins Boot geholt. Strassnigg war Jahre zuvor in der Werkskapelle in Retznei in dieser Funktion tätig und war, gemeinsam mit seiner Frau Maria, Feuer und Flamme für diese Idee. Der Kreis um Gritsch wurde stetig größer und gemeinsam wurde bei benachbarten Musikkapellen die Suche nach Wagnarianern forciert, um sie dazu zu bringen, in der eigenen Kapelle mitzuwirken. Vor allem in der Jugendblaskapelle und in der Stadtkapelle von Leibnitz waren sehr viele Musikerinnen und Musiker aus Wagna zu finden. Aber auch in Retznei, Gabersdorf oder Tillmitsch waren engagierte Musikerinnen und Musiker von der Idee einer eigenen Musikkapelle für Wagna zu begeistern.
Im Jahre 1989 war es dann soweit, dass die einheimischen Musikbegeisterten dem ersten offiziellen Konzert der neu gegründeten Musikkapelle aus der Marktgemeinde Wagna lauschen konnten. Den Schwung und Elan, den die Initiatoren, nochmals sei betont, partei- und schichtenübergreifend, an den Tag gelegt haben, griff im vollen Umfang auch auf die Bevölkerung über. Beim ersten Durchmarsch durch den Ort oder beim erwähnten Konzert im Morresaal spürte man die Freude und den Stolz auf die eigene Musikkapelle, sodass so mancher Wagnarianer vor Rührung und Stolz die eine oder andere Träne verdrücken musste.
Um die Kosten für Instrumente, Uniformen oder Notenmaterial stemmen zu können, wurde von allen Beteiligten gesammelt und großzügig gespendet. Die Gemeinde unter
Bürgermeister Baumann sah die positive Wirkung in der Bevölkerung und half der Begeisterung finanziell kräftig nach. Auch hier waren politische Belange völlig unbedeutend und alle Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. So konnte bereits 1992 ein großes Gründungsfest auf die Beine gestellt werden.
Die Ausbilung der Jungmusiker lag vor allem in der Hand des neuen Kapellmeisters Karl Strassnigg. Aber auch andere, erfahrene Musiker gaben ihren eigenen jungen Kollegen bereitwillig Unterricht an den jeweiligen Instrumenten. Die Truppe festigte sich zusehends und Schritt für Schritt wurde die Marktmusikkapelle eine fixe Institution in der Gemeinde.
Von der Jubiläumsfeier 1999 bis zum Einzug in das neu gebaute Musikheim im neuen Gemeindezentrum war es dann nicht mehr weit. Mit dem Bau des Gemeindezentrums wurde auch eine Heimstätte des Musikvereines Wagna mit einem Musikheim geschaffen und 2000 in Betrieb genommen. Die Einweihung mit einem Frühlingskonzert im Jahre 2001 war dann nicht nur für die „gestandenen“ Musiker von Wagna, sondern für die Schüler der neu gegründeten "1. Steirischen Blasmusikschule" ein gelungenes Fest.
Seit der Gründung der Marktmusik gab es viele nennenswerte Punkte in der Chronik des Vereines. Einer der jüngsten war das bereits 35-jährige Bestehen der Marktmusik, das im heurigen Jahr gefeiert werden konnte.
Text von Archivar Ing. Franz PILCH