Geschichte von Wagna - Teil 1: Bevor uns die Römer entdeckten

Wie viele Funde zeigen, war die heutige Südsteiermark bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt. Das milde Voralpenklima dürfte die Menschen schon in grauer Vorzeit veranlasst haben, sich hier niederzulassen.

Waren es vor der jüngeren Steinzeit noch versteckte Höhensiedlungen, so zeigen Keramik- und Steinwerkzeugfunde eine verstärkte Siedlungstätigkeit schon vor etwa 4000 Jahren. Damals wurden die Menschen sesshaft und begannen Ackerbau und Viehzucht zu betreiben. Spuren dieser „Lasinja-Kultur“ genannten Epoche finden sich auf dem Wildoner Buchkogel, am Wildoner Schlossberg, auf dem Burgstallkogel und am Frauenberg. Auch aus der Bronzezeit (ca. 2300 bis 1200 v. Chr.) und der darauf folgenden Eisenzeit gibt es  in der ganzen Region zahlreiche Grabfunde, aber auch Reste von Metallschmelzöfen im Gebiet  von Tillmitsch, Heimschuh, Gleinstätten und dem Burgstallkogel.

Eine dichtere Besiedlung gab es dann in der Urnenfelderzeit (ca. 1200 bis 750 v. Chr.) und in der folgenden Hallstattzeit (750 bis 450 v. Chr.) auf dem Frauenberg und auf dem Bubenberg bei Spielfeld.

Auf dem Burgstallkogel entstand die größte Siedlung mit einem Fürstensitz. In der Umgebung haben die Archäologen mehr als 2000 Gräber aus dieser Zeit entdeckt. In diesem südsteirischen Gebiet dürfte sich damals eine der größten Ansiedelungen des Ostalpenraumes befunden haben. Die Grabfunde aus den Fürstengräbern bei Klein-Klein  sind Zeugen einer hoch entwickelten Kultur dieser Zeit. Auf dem Frauenberg wurde eine 1,7 km lange prähistorische Befestigungsanlage entdeckt. Innerhalb dieser Anlage dürfte ebenfalls eine große Siedlung bestanden haben.

In der jüngeren Eisenzeit (La-Tene-Zeit etwa 450 bis 0 v. Chr.) erfolgte eine keltische Besiedelung. Die Kelten waren in voneinander unabhängigen Stämmen organisiert und brachten nicht nur eine neue Kultur, sondern auch einen neuen Vielgötterglauben. Die heutige Südsteiermark war zweifellos ein Zentrum dieser neuen Kultur. Die Kelten kannten noch keine Schrift. Sie waren aber geschickte Handwerker und Waffenschmiede. Das „norische Eisen“ war damals eine wichtige Handelsware. Die Kelten waren auch als Krieger gefürchtet. Ihre Glaubenswelt war sehr naturverbunden und wurde von den Druiden betreut, die gleichzeitig auch Lehrer, Mediziner und Richter in der keltischen Gesellschaft waren. Insgesamt verehrten die Kelten mehr als 300 Gottheiten. Die Erdgöttin Noreia stand an der Spitze der norischen Göttinnen. Für sie wurde auf dem Frauenberg eine Tempelanlage errichtet. Durch den Zusammenschluss verschiedener keltischer Stämme kam es im 2. Jahrhundert vor Chr. zur Gründung des Königreiches Noricum.

Dieses Königreich trieb einen regen Tauschhandel mit den Römern und so vermengten sich immer mehr die keltischen und römischen Gebräuche. Diese „römische Unterwanderung“ führte schließlich dazu, dass unter Kaiser Claudius (41 bis 54 n. Chr.) Noricum zur römischen Provinz ernannt wurde. In dieser Zeit gab es im Gebiet des späteren „Flavia Solva“ schon eine jahrzehntelang rege Siedlungstätigkeit, an der die damalige einheimische Bevölkerung, aber später auch die zugewanderten Römer, beteiligt waren. Wagna hat daher nachweislich eine mehr als 2000 Jahre alte geschichtliche Entwicklung.

 

Von Franz Trampusch