„Einem guten Facharbeiter stehen alle Türen offen“

Seit mehr als 20 Jahren betreibt Richard Niegelhell seine Druckerei Niegelhell in Leitring bereits erfolgreich. Im aktuellen Interview erzählt uns der Wagnarianer Unternehmer, wie im Jahr 2000 alles in der Garage seiner Eltern begonnen hat, was den Beruf des "Druckers" für ihn so spannend macht und weshalb gut ausgebildete Fachkräfte immer gebraucht werden.

Sie bzw. Ihr Unternehmen sind seit 20 Jahren verlässlicher Nahversorger für Druckprodukte. Der Firmensitz der Druckerei befindet sich seit jeher in Leitring. Was macht den Standort für Sie als Unternehmer besonders attraktiv?

Richard Niegelhell: „Ich habe in meinem Elternhaus in der Friedhofstraße im Keller und in der Garage begonnen und zum Glück immer wieder einen Platz in Leitring gefunden, um den Betrieb zu erweitern. Die Gemeinde, die Freunde in der Umgebung und auch die Heimatverbundenheit haben mir immer wieder viele Gründe aufgezeigt, hier in Leitring zu bleiben.“

 

Woher kommt Ihre Leidenschaft zum Druck? Was ist für Sie das Besondere an diesem Beruf?

Niegelhell: „Da der Beruf des 'Druckers' eher ein seltener Beruf ist, war es damals wohl ein guter Zufall, dass ich in diesen Beruf während eines Praktikums gerutscht bin, denn schnell entwickelte sich die Freude zu diesem Beruf sowie auch die Neugier an der Druckvorbereitung und Endverarbeitung. Denn beim Drucken sind auch heute noch mehrere Berufe vereint, daher gibt es immer sehr viel Abwechslung und Neues. Eine Druckerei ist von Anfang bis Ende maschinendominiert. Maschinen, Technik und Modernisierung faszinieren mich immer wieder.“

 

Wie sieht ein „normaler Arbeitstag“ bei Ihnen aus? Wie viele Aufträge bearbeiten Sie in einer durchschnittlichen Woche?

Niegelhell: „Ein normaler Arbeitstag beginnt bei mir um 6.00 Uhr und endet um 17.00 Uhr. Mit Freude gehe ich in der Früh in den Betrieb, um dann gleich mit den einzelnen Abteilungen den Tag kurz durchzusprechen, dann folgt die Auftragsvorbereitung. In einer Woche kommen da schon durchschnittlich 100 Aufträge zusammen, welche von mir bearbeitet werden.“

 

Was kann die Druckerei Niegelhell besonders gut?

Niegelhell: „Das ist eine gute und zugleich komplizierte Frage, da wir ein sehr breit gefächertes Angebot haben. Aber ich denke am besten können wir auf individuelle Kundenwünsche flexibel eingehen.“

 

Sie bilden auch Lehrlinge aus. Was sind Ihrer Ansicht nach die Vorteile einer absolvierten Lehre?

Niegelhell: „Im Moment bilden wir drei Lehrlinge aus – im Bereich Buchbinderei und Druckvorstufentechnik, darunter auch meine Tochter Ines. Aktuell suchen wir einen Lehrling im Bereich Schilderherstellung. Nachdem wir in Zukunft gute Facharbeiter benötigen, müssen wir diese auch ausbilden und heranwachsen lassen. Einem guten Facharbeiter stehen auch in Zukunft alle Türen offen. Eine Lehre ist für beide Seiten eine Bereicherung, denn ein Lehrling lernt in seiner Lehrzeit alle Abläufe in einem Betrieb kennen und es gibt genügend Zeit, Erfahrungen zu sammeln und schön langsam als Fachkraft heranzuwachsen.“

 

Welche Eigenschaften sind gefragt, wenn man in einer Druckerei tätig sein möchte?

Niegelhell: „Ich sage immer wieder: die wichtigste Eigenschaft ist der positive Wille, etwas zu tun. Das ist aber nicht nur für eine Druckerei so, sondern immer und überall. In der Druckbranche ist sicher ganz wichtig Genauigkeit, Verlässlichkeit und Stressresistenz an den Tag zu legen, da wir ja schöne Produkte in kürzester Zeit herstellen.“

 

Die Corona-Pandemie begleitet uns mittlerweile seit über einem Jahr – eine herausfordernde Zeit für Unternehmer. Wie geht es Ihnen und Ihrer Firma damit?

Niegelhell: „Ja, eine Herausforderung ist es auf jeden Fall. Da wir alle sehr verwöhnt waren und auch sind, haben wir immer schon auf sehr hohem Niveau gejammert. Die Pandemie hat uns vor neue zusätzliche Aufgaben gestellt: die eigene Gesundheit und auch die unserer Mitarbeiter zu schützen und gleichzeitig einen 'normalen Betrieb' aufrechtzuerhalten – nicht immer ganz einfach. Wir sind in der glücklichen Lage, als produzierender Druckereibetrieb nie geschlossen worden zu sein. Wir durften immer arbeiten, soweit es die Arbeitslage zuließ. Im vergangenen Jahr, als der erste Lockdown verkündet wurde, ist die normale Arbeit bei uns stark eingebrochen. Durch Innovation und Entwicklergeist haben wir begonnen, Hygieneschutzwände und Gesichtsvisiere herzustellen. Hier auch nochmal ein Danke an Bürgermeister Peter Stradner, welcher mit seiner Kampagne 'Kinderkappen mit Schutzvisier' einiges in Bewegung gesetzt hat. Dadurch konnten wir einiges an Umsatzverlust wieder gut machen. Auch heuer haben wir mit großen Umsatzeinbußen zu kämpfen, da keine Veranstaltungen stattfinden. Die Tourismusbranche steht nahezu still, was auch wiederum große Ausfälle bedeutet. Wir versuchen, das Beste daraus zu machen und die Zeiten werden sich wieder bessern.“

 

Gibt es Positives, das Sie als Unternehmer aus der Krise mitnehmen können?

Niegelhell: „Ja, zu Beginn dachte ich mir, endlich einmal eine Entschleunigung in der ohnehin sehr stressigen Zeit. Jedoch hielt dies nicht wirklich lange an und so kann ich persönlich leider nichts Positives aus dieser Krise mitnehmen.“

 

Sie sind seit über zwei Jahrzehnten erfolgreich in der Branche tätig. Gibt’s ein Erfolgsrezept, nach dem Sie und Ihr Team arbeiten? Was waren die Schlüssel in der Unternehmensgeschichte?

Niegelhell: „Ich denke, eine große Portion Ehrgeiz gehört schon dazu, denn in einem Betrieb gibt es nicht immer nur schöne Zeiten, wie man im Moment ja gut sehen kann. Mein persönliches Erfolgsrezept ist immer ein Miteinander, vor allem im Betrieb. Mitarbeiter sollen sich wohlfühlen und gerne in die Arbeit kommen. Weiter ist es für mich immer wichtig, recht fehlerfrei zu arbeiten und wenn mal ein Fehler passiert, ihn rasch auszubessern und genau zu eruieren, warum. In den über zwanzig Jahren hat es bei uns nie Stillstand gegeben, laufend haben wir dazu gebaut und Maschinen angeschafft. Im Jahr 2000 habe ich im Keller des Elternhauses begonnen, mit gebrauchten kleinen Maschinen, im Jahr 2005 bin ich ins neue Betriebsgebäude übersiedelt mit einem neuen Maschinenpark, im Jahr 2009 folgte der Einstieg in die digitale Druckvorstufe, eine Revolution in der Druckbranche. 2010 kam der Einstieg in den Großformatdruck, im Jahr 2012 haben wir eine neue Heidelberger Fünffarbendruckmaschine mit Lackwerk angeschafft, 2013 folgte der Erwerb des Schilderhersteller Gewerbes, 2015 der Bau eines großen Parkplatzes für unser Mitarbeiter, 2017 begannen wir mit dem Bau einer Lagerhalle in der Dorfstraße, welche bis heute immer erweitert wurde. 2018 kauften wir eine hochmoderne Laserschneid- und Gravieranlage, 2020 folgten die Aufstellung einer neuen Broschürenfertigungsstraße und die Inbetriebnahme einer robotergestützten 3-D-Domingklebermaschine.“

 

Wie sieht die Zukunft der Druckerei Niegelhell aus? Gibt es Pläne oder Ziele für die nächsten Jahre?

Niegelhell: „Zunächst wollen wir die Krise so gut wie möglich überstehen. Dann planen wir, ein neues Betriebsgebäude südlich unserer Lagerhalle zu errichten und den Offsetdruck dorthin zu verlagern, um dann den Maschinenpark vergrößern zu können.“