Geschichte von Wagna - Teil 2: Gründung der Stadt Flavia Solva

Im März haben Archäologen in Wagna die seinerzeitigen Stadtmauern bzw. Schutzgräben entdeckt.

Schon in vorrömischer Zeit bestand in der Gegend der heutigen Landschabrücke ein Flussübergang über die Mur. Auf dem nahen Frauenberg gab es schon seit der Jungsteinzeit eine menschliche Siedlung. Aus der hallstattzeitlichen Epoche gibt es viele archäologische Funde vom Frauenberg, aus Altenmarkt, dem Burgstallkogel und den Fürstengräbern von Kleinklein. Um etwa 400 vor Christus kamen die Kelten in diesen Raum. Sie errichteten auf dem Frauenberg auch ihren Tempel für die Göttin Norea und ihren Kriegsgott Latobius. Die Siedlung erstreckte sich über den Frauenberg hinaus und trug den Namen „Solva“. Zu Beginn des 2. Jahrhunderts v. Chr. schlossen sich mehrere keltische Stämme des Alpenraumes unter Führung des Stammes der „Norici“ zu einem Bündnis zusammen. Im Jahre 170 v. Chr. schickte der norische König Cincibilius eine Delegation nach Rom. Durch einen Vertrag wurde das römische Reich dann zur Schutzmacht dieses norischen Gebietes. Es entstand ein reger Handelsaustausch zwischen den Kelten und den Römern. Die Kelten lieferten das „norische Eisen“ und bekamen von den Römern dafür Wein, Olivenöl und andere Produkte aus dem Küstenland. So erlangten die Römer ohne Waffengewalt die Oberherrschaft über dieses keltische Gebiet. Unter dem römischen Kaiser Augustus (30 v. – 14 n. Chr) wurde das Territorium der Provinz „Noricum“ erweitert und so entstand an der Mur am Flussübergang eine erste Siedlung. Die gut geschützte, keltische Siedlung auf dem Frauenberg wurde dann in das Tal verlegt, während auf dem Frauenberg die Tempelanlagen verblieben. Über die romanisierten Städte Celeia (Cilli) und Poetovio (Pettau) führte dann die römische  „Bernsteinstraße“ von Aquilaea zur Donau. So kamen viele römische Bewohner als Handelsleute oder Verwaltungsbeamte nach Solva. Wagna wurde daher schon vor mehr als 2000 Jahren besiedelt. Schon um Christi Geburt wurde in Solva die römische Sprache als Amtssprache eingeführt. Die ursprünglichen Holzbauten in Solva wurden durch Steinhäuser ersetzt. Dafür wurde im heutigen Aflenz der Muschelkalk- und Korallenfelsen als Baumaterial abgebaut. Es gibt noch heute in Aflenz einen Abbaustollen aus der Römerzeit. Die Stadt wurde nach römischem Muster errichtet. Die Häuser standen an rechtwinkelig kreuzenden Straßen und hatten am südwestlichen Stadtrand auch ein römisches Amphitheater. Auf österreichischem Gebiet sind Amphitheater nur in Carnuntum und in Flavia Solva nachgewiesen. Dies zeigt, dass Flavia Solva zur Römerzeit schon eine besondere Bedeutung hatte. Um etwa 20 n. Chr. wurden die Grenzen zwischen Noricum und Pannonien verändert. Die norischen Städte Poetovio und Savaria kamen zu Pannonien. So wurde Solva unter dem Kaiser Vespasian (69 – 79 n. Chr) zum Zentralort und Verwaltungszentrum der ostnorischen Provinz Noricum. Die Stadterhebung erhielt daher den Namen „Flavia Solva“, also den ursprünglichen Namen verbunden mit dem Namen des Kaisers. Das Einzugs- und Verwaltungsgebiet von Flavia Solva reichte damals vom Hochschwab im Norden über Pack und Koralpe im Westen bis zum Bacherngebirge im Süden, sowie über Radkersburg und dem Feistritzfluss im Osten. Flavia Solva war damals schon so etwas wie die „erste Hauptstadt der Steiermark.“

 

Von Franz Trampusch