„Unsere Gäste sollen Zeit zum Genießen haben“

Das Genussplatzerl öffnete im Juni 2020 seine Pforten. Nur wenige Monate nach der Eröffnung musste der Betrieb von Petra Baumann coronabedingt wieder schließen. Wir haben mit der jungen Gastronomin aus Aflenz, die nun endlich richtig durchstarten kann, über die herausfordernde Zeit und ihre Ziele geplaudert.

Du hast das Genussplatzerl im Juni 2020 eröffnet und den Betrieb von deinem Vater, der hier lange den „Sulmwirt“ geführt hat, übernommen. Wie kam’s zu dieser Entscheidung?

Petra Baumann: „Die Geschichte geht eigentlich ziemlich weit zurück bis zu meinen Großeltern. Ich bin hier einfach sehr verwurzelt, bin hier daheim, mir gefällt's und ich komm da nicht weg. Ich probier mich hier selbst zu verwirklichen in allen Punkten, indem ich hier z.B. mein Blumenmeer habe oder eben regionale Sachen anbieten kann.“

 

War es schon immer dein Traum, das Lokal deines Vaters eines Tages zu übernehmen?

Baumann: „Nicht immer, im elterlichen Betrieb hielt ich mich eher im Hintergrund, dann suchte ich neue berufliche Herausforderungen, was mir manchmal gut und manchmal nicht so gut gelang. Letztlich habe ich aber festgestellt, dass ich hierhergehöre. “

 

Wie bist du auf den Namen „Genussplatzerl“ gekommen? Was steht dahinter?

Baumann: „Einfach, weil wir den Genussplatz Sulm hier haben. Es ist ein Platz zum Genießen, jeder sollte sich selbst ein Bild machen – das gesamte Ambiente, die Lage am Wasser, die Nähe zur Natur, das Vogelgezwitscher – es spricht eigentlich alles für sich. Und Genuss-platzerl natürlich auch deswegen, weil wir keine 'Stressgastronomie' sein wollen, sondern wir möchten, dass sich unsere Gäste Zeit zum Genießen nehmen.“

 

Wieso ist es dir persönlich ein Anliegen, auf regionale und nachhaltige Kost zu setzen?

Baumann: „Ich war in den letzten paaren Jahren als Kräuterpädagogin in Kindergärten unterwegs und hab mich recht viel mit Lebensmittel auseinandergesetzt und hab dann auch junge Bauern kennengelernt, die total motiviert und mit Herzblut hinter ihren Produkten stehen. Da geht’s nicht ums Geld, da geht’s wirklich um uns – um unsere Mutter Erde und unser Zusammenleben. Deswegen finde ich es nur vernünftig, das anzustreben. Es bringt mir auch nichts, wenn ich 'bio mache' und das dann aber aus fernen Ländern stammt und ich keinen Bezug zum Bauern hab. Die Bauern, von denen wir Produkte beziehen, kenne ich alle persönlich – und da weiß ich, dass Herzblut dahintersteckt.“

 

Du hast erwähnt, dass du Kräuterpädagogin bist. Wie sehr kannst du das hier einbringen?

Baumann: „Leider nur sehr schwer. Ich hab zum Beispiel bei der Eröffnung probiert, etwas mit Brennnesseln anzubieten. Das ist nicht bei allen gut angekommen. Da der Sulmwirt 60 Jahre lang als Traditionsgasthof geführt wurde, haben sich viele Gäste wieder eine traditionelle Hausmannskost erwartet. Insofern versuche ich hier nun in kleinen Schritten mein Wissen als Kräuterpädagogin miteinfließen zu lassen und den Gästen langsam die Berührungsängste zu nehmen. Es wird schon werden. Ich bin Optimistin und mach halt einfach, was geht. Ich kann zwar nur kleine Schritte machen, aber die mache ich und ich denke, die Leute sind ganz zufrieden mit dem, was sie hier bekommen.“

 

Coronabedingt musste das Lokal schon recht kurz nach der Öffnung wieder schließen. Wie ging‘s dir damit? Hast du auch mal mit dem Gedanken gespielt, gar nicht mehr zu öffnen?

Baumann: „Ja, das war schon sehr hart. Ich hatte ja nur fünf Monate offen und in dieser Zeit war's halt schwierig etwas aufzubauen. Wenn du gerade ein Lokal umgebaut und eröffnet hast und du dieses ja mit purem Leben füllen willst, stattdessen aber tote Hose herrscht, stimmt dich das schon auch etwas traurig. Aber mit dem Gedanken, gar nicht mehr zu öffnen, hab ich nie gespielt. Die Frage war und ist eher: wie kann ich in Zukunft weitermachen? Biete ich Abholung an oder fange ich an, Selbstgemachtes wie z.B. Kräutersalz zu verkaufen? Diese Überlegungen sind für die Zukunft da.“

 

Was sind deine Ziele bzw. was möchtest du mit dem "Genussplatzerl" erreichen?

Baumann: „Eines meiner Ziele ist es, den Gästen meine Art von Küche näher zu bringen. Ich möchte liebe Gäste verköstigen, die einfach gerne zu uns wiederkommen. Ich möchte die derzeitige Krise gut überstehen und das ganze Jahr über geöffnet haben, dabei soll mir und meinen Plänen nichts mehr im Wege stehen.“

 

Du bist aktuell auf der Suche nach Personal. Welche Fähigkeiten sollte eine Servicekraft mitbringen?   

Baumann: „Ja, leider ist mir von den drei Mitarbeiterinnen, die ich zur Eröffnung hatte, nach der Pause nur noch eine geblieben. Ich such einfach eine motivierte Person, die gerne ihren Job macht, kommunikativ ist und gern mit Menschen zu tun hat – und das halt auch ausstrahlt.“