Die Kunst des Sichtbarmachens gesellschaftspolitischer Themen: Das politische Bild

Im Retzhof wird im Oktober ein Fotoworkshop zum spannenden Thema "Das politische Bild" angeboten. Die Teilnahme am Kurs, der von Georg Oberweger geleitet wird, ist kostenlos.

Einmal jährlich werden die besten Pressefotos des Jahres in mehreren Kategorien gewählt und ausgezeichnet. Über dieses Ereignis wird in den internationalen Medien immer ausführlich berichtet, zumindest in jenen Ländern, in denen einigermaßen Meinungs- und Pressefreiheit herrscht. Fast immer sind die prämierten Fotos solche mit aktuellem gesellschaftlichen Bezug. Sie wollen uns zum Nachdenken anregen und innerlich bewegen. Fotos, die für die Öffentlichkeit gemacht wurden, sind nur auf den ersten Blick nur Zeugnisse und Dokumentationen von Geschehnissen. Sie stehen in den allermeisten Fällen auch stellvertretend für ein politisches Statement. Sie sind zuverlässige Auslöser von Emotionen und damit das ganz große Kapital der Medien- und Werbewirtschaft. Denn mit starken Gefühlen lässt sich viel Geld verdienen. Will man Menschen in ihren Meinungen beeinflussen oder gar manipulieren, ist die Macht von Bildern mit Sicherheit größer als die Macht der Worte. Aus diesem Grund kommen die besonders breitenwirksamen Social Media´s fast ohne Text aus. Sie arbeiten bewusst mit der Macht von Bildern. Dass dies besonders gut funktioniert, wusste man allerdings schon vor Jahrhunderten. Nicht umsonst dürfte der zeitgeschichtlich noch recht junge Begriff der Bildung, den es übrigens nur im Deutschen und Niederländischen gibt, von bunt bemalten Kirchenwänden stammen. Diese erzählten dem frommen Kirchenvolk mittels Bildern erbauliche, belehrende und abschreckende Geschichten aus der Bibel. Es lohnt sich daher, in der Bildungsarbeit über die Entstehungsweise und Wirkungsmechanismen von Bildern zu sprechen und darüber aufzuklären. Welche Bilder haben wir vor Augen, wenn wir über abstrakte Begriffe nachdenken und sprechen? Wie kann man Demokratie, Diktatur, Gerechtigkeit, Solidarität, Armut und Leid visualisieren und die Botschaft erfolgreich an die Betrachter bringen? Im Rahmen eines Foto-Workshops im Oktober 2021 gehen wir am Retzhof mit dem freien Fotografen und Kunstvermittler Georg Oberweger der Frage nach, wie man gesellschaftspolitisch relevante Ereignisse und Themen mit den Mitteln der Fotografie effektiv aufbereitet und darstellt. Das Programm ist ein Wechselspiel aus Theorie und Praxis und gegenseitigem Austausch von Erkenntnissen und Erfahrungen. Es nimmt auch Bezug auf Themenstellungen, die unmittelbar vor Ort entdeckt und bearbeitet werden können (z.B. Lagerstadt Wagna, KZ-Aflenz a.d. Sulm, Grenzregion Südsteiermark u.v.m.). Es werden dabei Fotografien entstehen, die wirksam sind und für sich sprechen, ohne dabei die bekannten Vorbilder nachzuahmen.

Dass der Retzhof in Zusammenarbeit mit der Marktgemeinde Wagna eine Präsentation und Ausstellung der besten Fotoarbeiten organisieren wird, sei schon an dieser Stelle verraten und versprochen.

 

Der dreieinhalbtägige Fotoworkshop (27. bis 30. Oktober 2021) wird von der Österreichischen Gesellschaft für politische Bildung gefördert und ist daher für die Teilnehmenden kostenlos. Lediglich die Kosten für Unterkunft und Verpflegung am Retzhof sind selbst zu tragen.

 

Zum Autor: Dr. Joachim Gruber ist pädagogischer Leiter des Bildungshauses Retzhof und Lektor an der Karl-Franzens-Universität Graz zum Fachbereich Management in Bildungsorganisationen.