„Autos sind definitiv unsere Leidenschaft“

Seit 1964 besteht das Autohaus Ornig, seit 1973 hat es seinen Firmensitz in Wagna. Anfang der 2000er haben die Brüder Albert und Robert Ornig die Geschäftsführung übernommen und leiten das Unternehmen seither mit steigendem Erfolg. Mit Albert Ornig haben wir über den Lehrkräftemangel, prägende Erlebnisse und Zukunftspläne geplaudert.

Ihre Eltern haben das Autohaus Ornig in den 60er-Jahren gegründet. War es schon immer klar, dass Sie den Betrieb einmal übernehmen werden? Haben Sie schon bei Ihren Eltern gelernt?

Albert Ornig: „Genau. Ich habe im Betrieb bei uns in der Werkstätte gelernt und einen Doppelberuf, als Einzelhandelskaufmann und KfZ-Mechaniker, gemacht. Mein Bruder hat bei einer anderen Werkstätte in Leibnitz gelernt. Für uns war somit immer schon klar, dass wir diesen Zweig einschlagen werden.“

 

Woher stammt die Leidenschaft für die Automobilindustrie?

Ornig: „Die stammt natürlich von unserem Vater und ist uns sozusagen in die Wiege gelegt worden. Unser Vater hat sich 1965 mit seinem Betrieb in der Schillerstraße in Leibnitz selbständig gemacht, somit sind wir einfach damit aufgewachsen und hatten von klein auf immer schon mit Autos zu tun. Das ist auch definitiv unsere Leidenschaft. Da hat es nie etwas anderes gegeben, als Mechaniker zu werden, zu schrauben und infolgedessen auch zu verkaufen.“

 

Besteht der Wunsch bzw. überhaupt die Möglichkeit, dass der Betrieb auch in nächster Generation in Familienhand bleibt?

Ornig: „Ja, ich habe selbst drei Kinder, der Robert hat zwei Söhne. An Nachwuchs fehlt es somit nicht. Mein Sohn absolviert gerade eine Autoverkäuferlehre in Graz. Er hat zuerst die Matura gemacht und jetzt aber zusätzlich die Lehre begonnen. Er hat somit schon Ambitionen. Die Söhne meines Bruders sind aktuell noch etwas zu jung. Aber, so wie sie jetzt schon an den Fahrrädern und Mopeds herumschrauben, ist auf jeden Fall Potential da.“

 

Wie viele Mitarbeiter beschäftigen Sie aktuell?

Ornig: „Wir sind im Moment 33 Leute im Betrieb, zu unseren besten Zeiten hatten wir um die 50. Mit den 33 Leuten haben wir jetzt einen stabilen Stand. Die Fluktuation bei uns ist nicht sehr hoch, wir haben hauptsächlich langjährige Mitarbeiter.“

 

Sie bilden auch Lehrlinge aus, wie viele und in welchen Bereichen?

Ornig: „Wir haben im Moment drei Lehrlinge in der Werkstätte, die eine Lehre zum KfZ-Techniker machen. Einer davon ist jetzt bald ausgelernt, die anderen beiden brauchen noch zwei Jahre. Sie bekommen von uns die Ausbildung und können vom Importeur Ford auch Schulungen besuchen. Grundsätzlich würden wir Lehrlinge auch in anderen Bereichen ausbilden, zum Beispiel als Einzelhandelskaufmann – hierfür suchen wir aktuell jemanden. Auch in der Spenglerei würden wir Leute für Lehrstellen als Lackierer und KfZ-Spengler bzw. Karosseur suchen. Leider gestaltet sich die Suche sehr schwierig.“

 

Woran liegt das Ihrer Ansicht nach?

Ornig: „Der Facharbeitermangel ist massiv. Das Problem beginnt denke ich schon in den Schulen. Anscheinend ist die Matura das große Ziel der heutigen Generation. Man könnte aber beispielsweise auch einen zweiten Bildungsweg einschlagen, das ist auch nichts Schlechtes. Aber da fehlt von Seiten des Landes und Bundes leider schon einiges an Unterstützung, damit die Lehre wieder attraktiv gemacht wird.“

 

Gibt es ein Erfolgsrezept, nach dem Sie Ihr Geschäft führen?

Ornig: „Es gibt kein wirkliches Erfolgsrezept. Ich denke, dass wir unserer Marke Ford all die Jahre treu geblieben sind, obwohl wir auch andere Marken bekommen hätten können, zeichnet uns aus. Auch, dass wir ein beständiger Betrieb sind und auf unsere Kunden schauen. Wir machen selbst kaum Werbung, Kunden kommen zum Glück von ganz allein und durch Mundpropaganda zu uns. Sie wissen, 'da kann man hingehen und ein Auto kaufen oder reparieren lassen'. Ich glaube das ist unsere große Stärke.“

 

Das Autohaus Ford Ornig befindet sich seit Anfang der 70er Jahre hier in Wagna. Sie scheinen mit dem Standort zufrieden zu sein?

Ornig: „Mein Vater hat das Grundstück damals ausgesucht und gekauft. Ich weiß nicht, wie sich das genau abgespielt hat, aber er hat immer erzählt, dass es damals eines der günstigsten Grundstücke am Markt war, weil da noch eine 10kV-Leitung für die Stromversorgung der Lafarge über unser Grundstück gelaufen ist. Wegen dieser Hochspannungsleitung konnten wir aber nur ebenerdig bauen, auch wenn mein Vater eigentlich gerne ein zweites Geschoss gehabt hätte. In der Zwischenzeit hat sich natürlich vieles getan. Wagna und generell der Bezirk Leibnitz ist enorm gewachsen und die Marburgerstraße zählt mittlerweile sicher zu den meistfrequentierten Straßen hier, was den Standort natürlich immer attraktiver gemacht hat.“

 

Sie haben Ihre Firma auf geschichtsträchtigem Boden errichtet. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Flavia Solva Ausgrabungsstätte. Gab es deswegen jemals Schwierigkeiten?

Ornig: „Hat es natürlich gegeben. Zum damaligen Zeitpunkt in den 70er-Jahren, wo der Betrieb erbaut worden ist, war es aber noch kein großes Thema. Man hat zwar gewusst, dass die Römer einst hier waren, mehr aber nicht. Man konnte auch noch einen Keller errichten, was heute nicht mehr denkbar wäre. Später hat es uns dann schon betroffen, zum Beispiel als wir damals ein weiteres Grundstück dazugekauft haben und das begradigen lassen wollten. Da gab es Bedenken wegen Abwasser usw. Es gab somit durchaus Berührungspunkte, die uns aber nie weiter gestört oder gar dazu veranlasst haben, den Standort wechseln zu wollen. Wir haben definitiv die Absicht, in Wagna zu bleiben und haben auch vor, die Firma – solange es möglich ist – in privater Hand zu halten. “

 

Sie sind schon viele Jahrzehnte in der Branche tätig. Was hat sich getan? Gibt es prägende Erlebnisse, an die Sie sich besonders erinnern?

Ornig: „Ich kann mich gut erinnern, dass meine Mutter eines Tages, nachdem ich eine Zeit lang im Betrieb eigentlich als KfZ-Mechaniker gearbeitet habe, zu mir gekommen ist und gesagt hat: 'So Albert, du musst jetzt Autos verkaufen.' Und seitdem, seit 1992, verkaufe ich eben Autos. Es hat sich doch einiges getan in der Zeit. Früher war es so, dass Kunden mehr oder weniger völlig uninformiert zu uns gekommen sind. Da gab's das Internet noch nicht. Kunden haben sich Zeit genommen, der Besuch im Autohaus war fast ein Erlebnis für sie. Sie haben sich in aller Ruhe informieren und beraten lassen, ohne ein Vorwissen zu haben. Heutzutage wissen die Kunden bald mehr als der Verkäufer selbst, weil sie sich schon im Internet informiert haben und sehr viel über die Spezifikationen des Autos wissen. Der Kunde kommt gezielt zu uns und weiß schon ganz konkret, was er will. Mein Vater hat früher noch Autos verkauft, indem er abends zu Kunden hingefahren ist. Da war der Arbeitstag um 17 Uhr noch nicht vorbei, sondern er hat danach noch Termine wahrgenommen und bei den Kunden vor Ort Autos verkauft. Das gibt es heute gar nicht mehr. “

 

Sehen Sie das als Vor- oder Nachteil?

Ornig: „Sowohl als auch. Das Persönliche fällt dadurch ein bisschen weg. Durch das Internet ist man viel transparenter geworden. Durch ein paar Mausklicks weiß man sofort, ob es das gleiche Auto irgendwo um ein paar Euro billiger, mit weniger Kilometer oder in der passenden Farbe gibt – das war früher halt nicht so. Damals ist der Kunde ein paar Autohändler im Bezirk abgefahren, hat sich informiert und sich dann aus dem überschaubaren Angebot entschieden. Jetzt ist das Angebot viel größer. Ob das besser oder schlechter ist, sei dahingestellt. Es hat sich generell vieles gewandelt und alles ist schnelllebiger geworden. Ich frag' mich mittlerweile ja, wie man früher ohne Handy Autos verkauft oder einen Partner gefunden hat. Anscheinend hat es aber auch funktioniert.“

 

Was sind die Ziele und Pläne für die Zukunft des Unternehmens?

Ornig: „Die Marke Ford ist im Umschwung, da man viele Neuwagen auch schon im Internet kaufen kann. Unser persönliches Ziel ist es, dass wir in Leibnitz den Standort behalten und unsere Kunden wie gewohnt gut bedienen und unser Service machen können. Wünschen würde ich mir, dass der Betrieb weiterhin erfolgreich besteht, damit wir 60 Jahre feiern können und natürlich, dass wir alle gesund bleiben. Wir sind bis jetzt zum Glück gut durch die Coronakrise gekommen, aber hoffen, wie wohl alle, dass es bald vorbei ist.“

 


 

Das Autohaus Ornig wurde im Jahr 1964 von Albert und Elisabeth Ornig gegründet und wird seitdem als Familienbetrieb geführt. In den Anfangsjahren stand der Betrieb in der Schillergasse in Leibnitz, wo nur einfachste Mittel zur Verfügung standen. Im Jahre 1973 wurde in Wagna eine neue Werkstätte mit dazugehörigem Neu- und Gebrauchtwagenverkauf errichtet. Seit dem Jahr 1964 ist der Betrieb ständig gewachsen, und der Mitarbeiterstand hat sich von ursprünglich 2 auf über 30 qualifizierte und motivierte Mitarbeiter, davon aktuell drei Lehrlinge, ausgeweitet. 1985 wurde der Betrieb vom Ford Vertragshändler zum Ford Haupthändler für den Bezirk Leibnitz ernannt.

 

Offene Lehrstellen im Autohaus Ford Ornig:

  • Einzelhandelskauffrau/-mann
  • KfZ-Spengler und Lackierer
  • Karosseur

 

www.ford-ornig-wagna.at