Über die Bedeutung der Honigbiene: Summ, summ, summ…

Wenn sich die Marktgemeinde Wagna mit ihrer Initiative „Wagna imkert“ vermehrt der Pflege von Honigbienen widmet, so tut sie damit auch viel für die Artenvielfalt von Insekten insgesamt. Denn ohne diese nützlichen Tierchen gäbe es kein Obst, kein Gemüse und keine Blumen – und auch kein Leben auf unserem schönen blauen Planeten.

Bienen gibt es seit etwa 40 Millionen Jahren und weltweit existieren etwa 20.000 (!) verschiedene Arten von Wild- und Honigbienen. Davon sind knapp 700 auch in Österreich heimisch. An der Grazer Universität war mit dem Verhaltensforscher Karl von Frisch (1886 - 1982) mehrere Jahre lang ein Nobelpreisträger tätig, der für seine Arbeit über die Sinneswahrnehmung und die gegenseitige Verständigung der Westlichen Honigbienen (Apis mellifera carnica) im Jahr 1973 mit dieser höchsten wissenschaftlichen Auszeichnung geehrt wurde. Die Bedeutung und somit die Entschlüsselung des Bienentanzes (Schwänzeltanz) war seine bahnbrechende Leistung. Der Tanz ist Ausdrucksform einer hochentwickelten multiplen Sinneswahrnehmung, deren Inhalt und Bedeutung damit an andere Artgenossen zuverlässig weitergegeben werden kann. „Der Schwänzeltanz sieht drollig aus“, so Frisch, „er ist aber eigentlich nicht drollig, er ist fabelhaft interessant. Er gehört zu den wunderbarsten Vorgängen im Reich der Insekten“.

Auf diesen Pionierarbeiten baute die moderne Bienenforschung an der Universität Graz auf. Heute finden wir dort eines der dazu führenden wissenschaftlichen Kompetenzzentren europaweit. Aber es gibt in diesem Zusammenhang leider nicht nur Erfreuliches zu berichten. Auch in Österreich gab und gibt es ein massives Bienensterben. Deren Ursachen sind letztendlich sehr komplex und müssen erst noch zur Gänze erforscht werden. Dabei steht für die Forscherinnen und Forscher die aktuelle Frage im Mittelpunkt, wie man schon möglichst kurzfristig die Gesundheit und den Erhalt der Bienenvölker effizient und effektiv unterstützen kann und wie diese in modernen urbanen Gebieten langfristig überleben können.

In Österreich wird täglich etwa die Bodenfläche von 20 Fußballfeldern verbaut. Damit sind wir Europameister, ohne dass wir uns darüber freuen sollten. Denn Bienen und viele andere Insekten ernähren sich nun einmal rein vegetarisch und zwar von süßen Pflanzensäften, vor allem von Nektar. Für die Eiweißversorgung sind sie auf Pollen angewiesen. Und auch die sind pflanzlicher Natur.

Die Schlussfolgerung daraus ist schlicht und einfach. Wenn wir es weiter zulassen, dass wir den Insekten durch Pestizide sowie zunehmende Verbauung und Verarmung der Grünflächen ihre Nahrung und ihren Lebensraum entziehen, wird es auch für den Menschen auf diesem schönen blauen Planeten keine Zukunft geben. Daran sollten wir denken, wenn wir das nächste Mal in die Gärtnerei oder in den Baumarkt fahren, um Pflanzen für Balkon und Garten zu kaufen. Mein Tipp: Kurz vorher einmal innehalten und nachdenken, welche Pflanzen meine Grünflächen insektenfreundlicher machen könnten. Oder sich einfach von Fachleuten beraten lassen. Auch das ist Bildung.

 

Zum Autor: Dr. Joachim Gruber ist pädagogischer Leiter des Bildungshauses Retzhof und Lektor an der Karl-Franzens-Universität Graz zum Fachbereich Management in Bildungsorganisationen.