Endlich Urlaub, endlich Ferien!

Die Koffer wurden schon Tage zuvor gepackt, das Auto steht am letzten Schultag vor der Schule bereit, das druckfrische Zeugnis wird noch schnell verpackt und ab geht´s in die Ferien. Ans Meer, in die Berge, nach Hause auf Balkon und Terrasse oder sonst wohin. Für uns alle ist heutzutage eine längere Erholungszeit ganz selbstverständlich. Aber das war nicht immer so. Ein kleiner Rückblick in die Geschichte zu den schönsten Tagen des Jahres.

Warum heißen Ferien eigentlich so?

Das Wort Ferien leitet sich vom lateinischen Begriff feriae ab. Man bezeichnete damit Feiertage, Ruhetage, freie Zeit und Tage. Im Alten Rom wurden mit den feriae publicae die staatlich verordneten und festgelegten Fest- und Ruhetage bezeichnet. An diesen Tagen durften generell keine öffentlichen oder privaten Geschäfte getätigt werden. Die feriae privatae hingegen wurden von einzelnen Personen oder Familien anlässlich von Geburtstagen, Hochzeiten, Begräbnissen oder privaten Feiern individuell festgelegt und hatten keine Einschränkungen im öffentlichen Leben zur Folge. Im deutschen Sprachraum wird die Bezeichnung Ferien nach bisheriger Erkenntnis erstmals 1521 in der Reichsordnung für die geschäftsfreien Tage im Gerichtswesen gebraucht. Ab 1749 werden mit der zunehmenden Einführung von fixen unterrichtsfreien Tagen an Schulen und Universitäten diese vermehrt, neben der damals noch gebräuchlichen Bezeichnung Vakanz, als Ferien bezeichnet. Spätestens seit da ging das Wort auch in den allgemeinen Sprachgebrauch ein. Heute versteht man in Österreich und Deutschland unter Ferien Zeiträume, in denen eine Einrichtung nahezu vollständig schließt. Also Schulferien, Semesterferien an Universitäten, in größeren Firmen sind es die Betriebsferien. Bekanntlich gilt in Italien die Zeit um den 15. August (Ferragosto - Maria Himmelfahrt) beinahe als staatlich angeordnete Ferienzeit in Administration und Wirtschaft. Die großen Firmen und staatlichen Institutionen sind hier für etwa 14 Tage weitgehend geschlossen.

 

Waren Ferien früher auch freie Zeit?

Nun, höchstens für die Privilegierten und Wohlhabenden. Auch wenn es heutzutage schon völlig vergessen ist: Viele Kinder und Jugendliche arbeiteten noch im gesamten 19. Jhdt. ganz selbstverständlich gegen geringsten Lohn hauptberuflich in der Landwirtschaft, im Gewerbe, in Fabriken oder Bergwerken. Mit höchstens einem freien Tag in der Woche. Ein regelmäßiger Schulbesuch war für sie ein Fremdwort. In zahlreichen, viel zu vielen Ländern, ist das auch heute noch so. Erst 1839 wurde in Deutschland durch das Preußische Regulativ die Kinderarbeit zumindest eingeschränkt und erst nach der Jahrhundertwende in Deutschland und Österreich auch tatsächlich verboten. Nach der allmählichen Einführung eines einigermaßen regelmäßigen Schulbesuchs waren die Ferien vor allem zur Teilnahme an den kirchlichen Festtagen wie Ostern, Pfingsten, Allerheiligen sowie vor und nach Weihnachten da. Zum anderen waren länger zusammenhängende Ferienzeiten für Kinder und Jugendliche - bis weit ins 20. Jhdt. hinein - vor allem für die Mithilfe in der Landwirtschaft unverzichtbar. Im Juni die Heuernte, im Hochsommer die Getreideernte und das Einbringen des Grummet, also der zweiten oder auch dritten Heuernte. Im Herbst dann die Kartoffel- oder Rübenernte. Die sogenannten Kartoffel- und Rübenferien erinnern noch daran.

 

Sind Urlaub und Ferien dasselbe?

Nein, keineswegs. In der Schweiz ist zum Beispiel der Begriff Urlaub überhaupt nicht gebräuchlich. Dort wird zwischen den staatlich verordneten Ferien und dem individuell zu gewährendem Erholungsurlaub zumindest sprachlich kein Unterschied gemacht. Beides sind dort einfach Ferien. In Österreich und Deutschland hingegen werden nur jene Tage, die Arbeitnehmer mit Genehmigung des Arbeitgebers der Arbeit fernbleiben, als Urlaub bezeichnet. Mittlerweile befasst sich ein riesiger rechtlicher Bereich mit Gesetzen und Regelungen, die mit der angeblich schönsten Zeit des Jahres, dem Urlaub, zu tun haben. Darauf kann hier natürlich nicht näher eingegangen werden. Aber ein Blick auf die Herkunft und Bedeutung des Begriffes sei an dieser Stelle noch erlaubt, weil er sehr originell und kaum bekannt ist: Sprachgeschichtlich, also etymologisch, geht der Begriff Urlaub auf das mittelhochdeutsche Wort urloup zurück. Es bedeutet zunächst einmal ganz allgemein so etwas wie die Erlaubnis, weggehen zu dürfen. Diese erteilte in der Regel ein Höherstehender oder eine adelige bzw. höfische Dame. Im Hochmittelalter baten die Menschen um urloup, also um die Erlaubnis, sich entfernen zu dürfen.

 

Urlaub, Ferien, Sommerfrische!

Im Hochsommer haben es manche gerne etwas kühler. Für all jene sind die Strände am Mittelmeer in dieser Zeit nicht unbedingt die erste Wahl. Die spart man sich lieber für Frühjahr und Frühherbst auf, wenn man die Zeit dafür hat. Vor allem in Österreich wurde vor etwa 150 Jahren der schöne Begriff der Sommerfrische populär. Beliebte und bekannte Ziele, vor allem für das reiche Bürgertum, für prominente Wissenschaftler und Kulturschaffende, waren u.a. das gesamte Salzkammergut, der Wörthersee, der Semmering, der Wienerwald, Baden bei Wien, Bad Vöslau, aber auch schon sehr bald das oststeirische Joglland und die oststeirische Thermenregion. Bevorzugte Ziele waren all jene Gebiete, die mit der Eisenbahn aus den größeren Städten gut erreichbar waren. Woher stammt eigentlich der Begriff Sommerfrische? Nun, schon die Gebrüder Grimm kannten den Begriff. In ihrem Wörterbuch aus dem 19. Jhdt. ist zu lesen, dass dies der Erholungsaufenthalt der Städter auf dem Land zur Sommerszeit sei. Oder auch die Landlust der Städter im Sommer. Aber man darf die Herkunft wohl schon viele Jahrhunderte vorher herleiten. Die Patrizier und der wohlhabende Adel entflohen aus vielerlei Gründen seit jeher der sommerlichen Hitze in den Städten. Vom Sommerpalais am kühleren Lande wechselte man im Herbst wieder in das Winterpalais. Das aufkommende reiche Bürgertum machte es Ihnen im 19. Jhdt. nach und errichtete ihre manchmal  mondänen Villen in ländlichen Gegenden zur Sommerfrische für die ganze Familie. Bis heute bezeichnen übrigens die Venezianer ihren Spaziergang in morgendlicher oder abendlicher Kühle als prendere il fresco, frei übersetzt also so etwas wie Kühlung nehmen. Nachdem auch dies noch angemerkt wurde, wünsche ich allen Leserinnen und Leser der Gemeindezeitung Wagna eine schöne und erholsame Sommerzeit. Nehmen Sie sich für eine gute Erholung am besten möglichst wenig vor und lassen Sie, wo immer Sie ihre freien Tage in der Sommerzeit verbringen werden, möglichst oft ganz einfach die Seele baumeln.

 


Dr. Joachim Gruber war Direktor des Bildungshauses Schloss Retzhof. Er ist Lektor an der Universität Graz und lehrt und schreibt über Bildung, aber nicht nur darüber.